Extreme Agrarinitiativen

Mich erstaunt es sehr, was seit einiger Zeit politisch und medial abgeht. Was da von gewissen Privatpersonen, Verbänden, Organisationen und Politiker/innen zu lesen ist, macht mir echt Sorgen. Alle scheinen auf einmal «Experten» zu sein, was die Produktion von Lebensmitteln und den Einsatz und Umgang mit Pflanzenschutzmitteln betrifft! Ich frage mich immer wieder, ob sich diese Leute überhaupt einmal bei einem Landwirt über die moderne Produktion von Nahrungsmitteln informiert haben? Ich denke nicht!

Als Meisterlandwirt befasse ich mich seit bereits 26 Jahren mit diesem Thema. Der Boden ist meine Lebensgrundlage. Denken Sie wirklich, es ist in meinem Interesse den Boden und die Umwelt zu vergiften und absichtlich Pflanzenschutzmittel in die Bäche oder das Grundwasser zu leiten? Ich bewirtschafte bereits heute 70 Prozent meiner Fläche ohne Einsatz von Pflanzenschutzmittel. Es gibt jedoch Kulturen, die man schützen muss, um den Qualitätsanforderungen von Handel, Verarbeiter, Detailhandel und Konsument gerecht zu werden. Es gilt dabei Totalverluste und Foodwaste zu minimieren.

In den letzten 15 Jahren ist der Verbrauch von Pflanzenschutzmittel in der Schweiz bereits um 40 Prozent zurückgegangen Mit der Parlamentarischen Initiative wird mit dem vorgesehenen Absenkpfad nochmals eine Reduktion um 40 Prozent gefordert. Wir Landwirte setzen täglich alles daran, den Einsatz von Pflanzenschutzmittel tief zu halten, ganz nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Die beiden Initiativen sind viel zu radikal. Diese würden Schweizer Nahrungsmittel rarer und teurer machen. Die Konsequenz: Mehr Nahrungsmittelimporte aus Ländern mit fragwürdigen Ökologie- und Tierschutzstandards.

Martin Flury
Meisterlandwirt und Kantonsrat FDP
Deitingen